time of my life....

abschied nehmen ist schwer für mich. nicht, dass es neu wäre. ich musste mich schon einige male in meinem leben verabschieden: von meinen stufenkameraden als ich endlich das abitur in der tasche hatte, von meinen eltern als ich zum freiwilligen sozialen jahr aufbrach, von meinen kollegen in der husemann-klinik als das jahr beendet war und von meinen freunden in mannheim als ich mich zum auslandssemester aufmachte. von den kleinen abschieden ganz zu schweigen: all die orte, die mir besonders ans herz gewachsen sind, kurze momente, die so nie wieder erlebt werden könne und natürlich auch menschen, die vielleicht nur einen kleinen, aber einen wichtigen teil meines lebens geteilt haben.
und obwohl man denken könnte, dass ich ja langsam an das abschied nehmen gewöhnt sein müsste, wird es nicht besser. jedes mal ist es das gleiche. es fällt mir immer schwer menschen, orte oder dinge zurück zu lassen. woran das liegt, darüber kann ich nur vermutungen anstellen.
die gene? ja, wahrscheinlich zum teil. meine mutter würde das auf jeden fall bestätigen. auch sie hat es nicht leicht mit dem abschied nehmen. pflichtbewusstsein? eher nicht. die gefühle, die abschied nehmen in mir hervorruft sind nicht künstlich hergestellt. Sie sind echt.
aber das ist eben auch das gute daran. je schwerer der abschied, desto schöner war die zeit, die zu diesem geführt hat. wäre es nicht seltsam nicht mit wehmut die zeit zu betrachten, die man gerade an einem ort oder mit einem menschen verbracht hat? aus meiner perspektive auf jeden fall.
erinnerungen an eine schöne zeit, an eine außergewöhnliche, die man nicht missen will, die sich aber leider so nicht wieder herstellen lässt. natürlich kann man es versuchen, man kann sich wieder treffen, versuchen die alten zeiten wieder herauf zu beschwören. trotzdem wird es nie genauso sein, wie es damals war. weil man die konstellation von menschen, den ort und die atmosphäre nie wieder so herstellen kann. und das macht traurig. einerseits, aber andererseits ist dies eben auch ein indikator für die einzigartigkeit der tage, die man erlebt hat, ein indikator, wie viel die zeit bedeutet hat.

und nun steht wieder so ein abschied an:

ein abschied von peru. ein land mit so vielen facetten, so viel kultur und soviel potential, dass man manchmal traurig und wütend darüber ist wie wenig dieses ausgenutzt wird. die natur, die einem immer wieder den atem raubt, so viele wunder, die ins kleinste detail reichen und von denen man nicht genug bekommen kann.

ein abschied von lima. das chifa-restaurant, deren kleiner chinesischer eigentümer uns immer mit handkuss und winken begrüßt wenn wir dort essen gehen. Die kleine bodega gegenüber, deren verkäufer schon immer breit grinsen wenn wir dort einkaufen gehen. larcomar, das, so europäisch es doch erscheint, trotzdem ein ort ist, den ich immer wieder gerne aufsuche. die nähe zum pazifik, der so weit ist und dem man stundenlang beim hin- und herschwappen zuschauen könnte. eine stadt, die mir anfangs so fremd, laut, groß und chaotisch erschienen ist. groß ist sie immer noch, an die lautstärke und das chaos habe ich mich gewöhnt und bekomme es teilweise gar nicht mehr mit. aber die fremde hat sich gelegt.

ein abschied von meinem haus, mein apu 3, mein runa wasi hostel. anfangs war ich alleine, die haushälterin und die eigentümer waren seltsam. aber nun ist dieses haus mein haus geworden. meine internationale, verrückte, laute, liebenswerte familie, die vor keiner party, vor keinem witz zurückschreckt, die aber trotzdem nie oberflächlich war. mein wohnzimmer, in dem wir uns immer alle versuchen auf das sofa zu quetschen. Meine küche mit dem gasherd, an dem ich mir trotzdem immer noch die finger verbrenne. Mercedes, die neue haushälterin, die gute seele von apu 3, die mich trotzdem immer noch mit ihrem kleinen salsa-radio in den wahnsinn treibt. Die dachterasse, die jedes wochenende zur partylocation wird, zum barbecue-dach, zum liegen in der sonne.

Ein abschied von einer zeit, an die ich mich immer wieder gerne zurückerinnern werde. Die mich geprägt und verändert hat, in einem maße, das mir wahrscheinlich erst bewusst wird wenn ich wieder zurück in europa bin. Die mich dinge hat sehen lassen, für die ich dankbar bin, dass ich sie sehen und erleben durfte. Dinge, die mich schmunzeln haben lassen, lachen, trauern und zum nachdenken angeregt haben.

 

Ja, abschied nehmen ist nicht meine stärke. Aber meine stärke ist die zeit wert zu schätzen, die vor ihm gelegen hat und mich auf das zu freuen, was danach kommt.

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Kommentare: 3
  • #1

    mama (Dienstag, 30 November 2010 13:49)

    diesen eintrag kann man nicht kommentieren, will ich auch nicht. aber ich verstehe dich voll und ganz.
    alles gute für die zeit, die vor dir liegt.

    love mum (schnüff)

  • #2

    Kühnchen (Mittwoch, 01 Dezember 2010 02:58)

    Liebe Mel,
    Ich fröhe mich darauf dass dich so einer ganz geiler Zeit bekommen hast in einer die meist tolle Städte die es gibt.
    Ich hoffe das du dieses Teil ins Lebens nie wieder mal vergisst und wir einen ganz coole Reise machen können!

    LG von deine Löffel aus Holz

  • #3

    purplegreen (Mittwoch, 01 Dezember 2010 03:07)

    hallo holzlöffel,

    wir werden bestimmt eine super tolle zeit haben und hoffentlich viele brillebags sehen, in die wir unsere bananenschalen werfen können und mit einem bromfiets über drempels fahren!

    freu mich drauf :)
    besooos