studierst du eigentlich auch?

nachdem ich hier schon so viel über meine reisen und sonstige aktivitäten geschrieben habe fragen sich vielleicht einige leser, ob ich zwischendrin auch mal uni habe. und das kann ich nur bejahen, obwohl die uni wirklich "zwischendrin" ist, nämlich zwischen meinen zwei zwei-tage-wochendende. konkret heißt das: samstag und sonntag wochenende, montag bis mittwoch uni, donnerstag und freitag wochenende. das ist natürlich super für den gemeinen austauschstudent, aber in wirklichkeit kommen noch einige dinge hinzu, die man in diesem wochenende erledigen muss, wie zum beispiel lektüren lesen und paper schreiben. aber dazu mehr.

 

was nun folgt ist eine kleine beschreibung meiner kurse, die sich aber keineswegs auf den akademischen inhalt beschränkt, sondern eher auf die menschliche seite der kurse eingeht. das heißt es können auch die leser, die eigentlich nur an den landschaftsaufnahmen interessiert sind und ein bisschen was unterhaltsames lesen wollen, an dieser stelle getrost dran bleiben! wer aber den langen artikel wirklich nicht lesen möchte, dem empfehle ich wenigstens den letzten abschnitt über cho, denn der ist es wirklich wert!

 

geordnet sind die kurse nach... ihrem unterhaltungswert!

 

a history of the andean people until 1700:

wie der kursname vielleicht schon verrät handelt es sich bei diesem kurs um einen in englischer sprache gehaltenen. er wir größtenteils von austauschstudenten belegt und ist einer der einzigen zwei (!!) kurse, die es hier auf englisch gibt. das ist vielleicht eine der gründe, warum ihn so viele austauschstudenten belegen. ein anderer mag das allgemeine interesse an peru sein oder der vermeintlich kleine arbeitsaufwand, der sich hinter dem namen verbirgt.

mein grund diesen kurs zu belegen ist der zweite: wenn man schon mal in einem land ist, das so viel kultur zu bieten hat, kann man sich auch mal schlau machen, wo die ganzen steine herkommen, die man während seinem aufenthalt hier zwangsläufig besucht und/oder antrifft. der kurs beschäftigt sich mit der andenbevölkerung und behandelt interessante kulturen wie zb tuahanacu, moche und chavín.

der professor spricht ein sehr gutes englisch mit spanischem akzent, gepaart mit dem gefühl, dass er sein englisch in england gelernt hat, weil manchmal auch ein britischer akzent durchscheint. außer seinen unterricht zu halten gab espinoza in der ersten stunde auch einige wichtige ratschläge an uns weiter. so zb "don't eat fish at night" (nachts solle man keinen fisch essen, da man ihn erstens nicht mehr so gut untersuchen kann und er zweitens wahrscheinlich schon den ganzen tag im restaurant rumlag) und "don't assume people to be nice" (nimm nicht an, dass alle menschen nett zu dir sind, weil sie auch gerne mal was im schilde führen können).

er spickt seinen unterricht auch gerne mal mit sarkastischen kommentaren über annahmen, die archäologen getroffen haben oder sonstige dinge, schließt diese dann am ende aber immer mit "anyway...".

 

gestión estratégica de responsibilidad social:

ein kurs über soziale verantwortung in unternehmen. es ist der kurs, den ich hier belegen muss, den ich aber wahrscheinlich sowieso genommen hätte, da mich die thematik interessiert und es unter anderem eines der felder ist, in denen ich mir vorstellen kann, später mal zu arbeiten.

in diesem kurs dürfen wir viel selbst arbeiten, das heißt es gibt öfters mal "fälle", die wir in gruppen erarbeiten müssen während dem unterricht, die sich mit den themen umweltverschmutzung, soziale projekte von unternehmen, menschenrechte, etc. beschäftigen. außerdem gibt es regelmäßig tests über lektüren, die wir lesen müssen. diese texte beschäftigen sich meist mit dem wandel der sozialen verantwortung über die zeit, der ausübung dieser in unternehmen und der allgemeinen definition von csr (corporate social responsiblity, dem englischen, bzw einem der englischen begriffe).

die professorin erinnert mich ein wenig (ein wenig, nein, eher ziemlich!) an meine spanischlehrerin im gymnasium. sie sieht ähnlich aus, spricht spanisch (okay, okay, das ist vielleicht nicht eins meiner stärksten argumente), ist ebenso strikt und doch liebenswert, kümmert sich ebenso sorgsam um ihre studenten und ich kann ebenso wenig einschätzen ob sie mich nun mag oder denkt, dass ich ein totaler vollidiot bin. wir dürfen sie bei ihrem vornamen, bzw nicht mal das, bei ihrem spitznamen "patty" nennen, was perfekt in mein schema "nett aber seltsam" passt.

 

gestión internacional de empresas:

internationales management von unternehmen wäre der ungefähre deutsche titel für diesen kurs.

im grunde geht es um allgemeine themen der internationalisierung: finanzierung, wege um im ausland zu investieren, wechselkurse,... klingt ganz interessant und ist es eigentlich auch.

der professor ist ein ein bisschen die lateinamerikanische version eines vwl-professors, den ich in der uni mannheim hatte, zumindest was seine hüftbewegungen angeht. dagoberto, nicht wirklich groß gebaut, einen 6-monate-schwangerschaftsbauch vor sich her tragend, aber immer gut gekleidet mit pullunder über seinem hemd, schicker hose, noch schickeren schuhen, hat mich anfangs wahnsinnig gemacht mit seinem dauernden hin- und herlaufen im unterrichtsraum. verstanden habe ich damals noch nicht so viel wie heute, daher musste mein kopf seinem weg immer folgen, was erstens komisch aussah und zweitens schmerzen im nacken verursacht. manchmal bleibt er dann auch mal stehen um das, was er gerade gesagt hat, mit dem wackeln seiner hüften und dazugehörigen handbewegungen zu untermalen. das löst meistens kichern in den reihen der studenten aus, weil er dann ein wenig so aussieht wie diese singenden weihnachtsmänner.

 

comportamento humano en las organizaciones:

dieser kurs ist definitiv das highlight der woche. menschliches verhalten in unternehmen oder auch kurz: cho!

der kurs behandelt allerlei nützliches, das in unternehmen so vor sich geht: stress, motivation, verschiedene typen von menschen, gruppenbildung, zufriedenheit,...

was in der theorie schon spannend klingt kann sich in der praxis sehen lassen! leider ist es nicht der spannende inhalt des kurses, der hier die entscheidende rolle spielt, sondern die professorin. wir nennen sie auch kurz: cho (was eine doppelte bedeutung hat, weil es einerseits der kursname ist, andererseits aber auch auf ihre asiatische abstammung hindeutet. cho ist nämlich eigentlich japanerin!). weitere passende namen wären aber auch: la loca (die verrückte).

cho ist einfach unbeschreiblich. der erste kurs bestand darin uns in 4 verschiedene führungstypen einzuteilen, die alle ein unterschiedliches tier waren. am ende gab es dann honigbienen, biber, uhus und delphine. doch dem nicht genug. manchmal muss man nämlich als delphin auch mal wie ein biber handeln und darum hielt sie dann einen halbstündigen vortrag über die transformation von biber in delphin in uhu und wieder zurück. dies löste bei mir einerseits das gefühl aus, dass es recht schmerzhaft sein muss sich von einer biene in einen delphin zu verwandeln und andererseits konnte ich mir das lachen dabei nicht verkneifen.

doch dem nicht genug. cho macht auch manchmal witze... zumindest meint sie das, denn dann fängt sie an zu lachen. und dieser laut ist einfach unbeschreiblich, denn er hört sich eher an wie ein quiekendes meerschweinchen. das führt dazu, dass die ganze klasse lacht... aber nicht über ihren witz, sondern über sie. leidert interpretiert sie das anders und verfällt noch mehr in ihr quieken, was in noch größeres gelächter in der klasse führt. ein teufelskreis sag ich euch!

außerdem spricht die gute frau in der dritten person von sich. anfangs habe ich mich noch gewundert über wen sie denn spricht wenn sie meinte, dass "la profesora" mal eine frage hätte, bis mir nach einer kurzen weile aufgefallen ist, dass sie wohl sich meint.

in der unterrichtseinheit über stress hat sie dann tatsächlich den vogel abgeschossen und eine halbe stunde lang darüber geredet, dass in den usa ja sehr viele menschen einen psychiater haben und sie das gutheißt, weil wie in dieser globalisiserten welt alle ein wenig seelische unterstützung benötigen. aber nicht nur das, sie empfohl uns auch einen psychiater, und, nun haltet euch fest, gab uns den namen, die adresse und den pauschalpreis pro stunde! es tut mir wirklich leid, aber das war der punkt, an dem ich mich nicht mehr halten konnte und anfing zu lachen. bzw ich konnte es grade noch so in ein halbes husten umwandeln. leider hatten merle und eline den braten gerochen und mussten ebenso anfangen zu grinsen. es war wirklich schwer die fassung zu wahren, aber als sie dann endlich einen erlösenden "lustigen" witz gemacht hatte, konnte ich meine lachenergie angemessen entladen. danke, cho!

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0