arequipa - colca canyon und was aloe vera und hühnersuppe gemeinsam haben

alleine reisen ist doof. nach dem ich die ersten tage ziemlich alleine in meinem zimmer gesessen hatte wusste ich, dass ich demzufolge auch nicht der typ dazu bin alleine durch peru zu reisen. daher kam es mir gerade recht, dass koen, eline, merle (die schon vorher erwähnten holländer) und chris (ein deutscher, der in holland studiert) eine woche frei hatten von ihrem spanischkurs und wir fünf uns einig waren, ein wenig mehr von peru zu erkunden.

nach längerer überlegung entschieden wir uns trotz kälte-tod-warnungen für arequipa. mit cruz del sur, einer der besten busgesellschaften in peru, fuhren wir freitag abend los um nach mehr oder weniger durchgeschlafenen 15 stunden in arequipa anzukommen. koen hatte vorher schon ein hostel gebucht, das im internet sehr gute bewertungen bekommen hatte. maria, die eigentümerin des hostels, empfing uns mit offenen armen. das hostel ist wirklich sehr schön: mediterranes ambiente, mit innenhof und dachterasse, rot gestrichenen wänden und einem gelben geländer. auch unser zimmer war für seine zwecke (schlafen und chaos veranstalten) bestens geeignet (siehe video 1: der innenhof des hostels).

 

am sonntag stieß dann noch isabelle, eine schweizerin zu uns, die entschlossen war sich uns anzuschließen. zusammen buchten wir eine 3-tägige wandertour durch den colca canyon. ein canyon, der 3 autostunden von arequipa entfernt liegt. er ist mit bis zu 3000 metern tiefe der zweitgrößte canyon der welt und somit tiefer als der grand canyon in den usa! montag um halb 4 sollte es losgehen (dachten wir....)

zuerst mussten wir aber noch einiges an equipment einkaufen, wie zum beispiel eine taschenlampe, hüte, sonnenbrillen, etc. denn entgegen aller warnungen war es nicht kalt in arequipa, sondern wurde bis zu 27 grad am tag während die sonne schien!

 

montag um 3 uhr. ein gemurmel vor unserer tür hatte mich aufgeweckt. ich hörte nur, wie ein mann eine gruppe suchte, die mit ihm in den colca canyon wandern wollte. sofort war mir klar, dass das nur wir 5 sein konnten und sich entweder die frau im reisebüro oder der guide in der zeit geirrt hatte. leider half das alles nichts und ich weckte die anderen 4. der guide rief nur "hurry, hurry", aber da wir ja noch geschlafen hatten musste er sich noch eine weitere viertel stunde gedulden.

als wir dann alle im bus waren holten wir weitere mitreisende ab und um 4 ging es dann endlich los richtung cruz del condor, ein aussichtspunkt von dem aus man die berühmten kondore sehen kann, die in den morgen- und abendstunden dort auf beutezug gehen.

leider kamen wir nicht ganz so weit. nach 2 stunden autofahrt stoppte der bus plötzlich und nichts ging mehr. der guide und der busfahrer werkelten einige zeit am auto herum, aber er sprang einfach nicht an. also mussten wir alle raus aus dem bus und in einen öffentlichen bus umsteigen, der ebenfalls oben auf den canyon fuhr.

im bus wurden wir, die offensichtlich touris waren, erst mal etwas schräg angeschaut von den peruanern, die bereits im bus saßen. als wir kurz vor dem aussichtspunkt waren, kam es zu einer weiteren verspätung. mein nachbar, ein netter peruaner, klärte mich darüber auf, dass sie offensichtlich gerade einen reifen wechselten. achso, wenn's weiter nichts ist...

am cruz del condor angekommen sahen wir die großen vögel bereits von weitem. leider kamen wir nicht dazu sie uns aus der nähe anzusehen, da es bereits zu spät war und wir weiter nach cabanaconde wollten. der guide versprach uns jedoch, dass es auf der rückfahrt noch mal eine gelegenheit gäbe die vögel zu sehen.

in cabanaconde gab es dann mittagessen: suppe mit reis und kartoffeln und als hauptspeiße reis mit linsen und karotten. danach noch den obligatorischen mate de coca (einen tee aus cocablättern, der gegen die höhenkrankheit [die beim zurücklegen großer höhenunterschiede in kurzer zeit auftreten kann] hilft).

nachdem sich der guide dann als pepe vorgestellt hatte, uns die route erklärte und wir einem engländer (ali) und drei deutschen vorgestellt wurden, die ebenfalls mit uns wandern würden, ging es los: vier stunden abwärts. die landschaft zu beschreiben ist schwer und wird dem nicht im geringsten gerecht, was man dort sehen kann. ich kann nur beschreiben wie ich mich gefühlt habe: die landschaft ist einfach so weit und alles ist so groß, dass man sich selbst klein fühlt. man bräuchte eine riesen kamera um alles auf ein mal festzuhalten was man sieht. und immer wenn man von seinen füßen aufblickt ist man erstaunt wie "viel" man sehen kann. die landschaft ist zwar karg und das grün ist eher zögerlich und nicht satt, da gerade winter ist, aber trotzdem machte sie einen riesen eindruck auf mich. teilweise fühlte ich mich wie in einem fantasyroman à la herr der ringe (siehe video 2: rundumblick).

witzig war an diesem tag auch das "steinesurfen". anstatt auf dem weg zu gehen schlitterten wir auf dem steinen, ähnlich wie auf einem snowboard den abhang herunter. oder sollten es zumindest. mich hat eher der hosenboden nach unten getragen. aber das war ein spaß!

übernachtet haben wir an diesem tag mitten in der schlucht (siehe video 3: der canyon von unten). dort hat ein älteres peruanisches ehepaar eine art hostel, in dem man in bambushütten übernachten kann (siehe video 4: rundumblick der hütten). vorher waren wir aber noch in ihrem "pool", einem 4 mal 1,5 mal 1 meter-becken, in dem wir zu siebt saßen.

 

am dienstag wanderten wir um 7:30 los. erst ging es 2 stunden bergauf, was eine ziemliche tortur war. die sonne prallte uns auf den rücken und wir mussten einen höhenunterschied von 800 meter zurücklegen. die gruppe war von den konditionen her sehr unterschiedlich. zwei frauen waren meist eher hinten und andere (pepe und chris) meistens die ersten.

an diesem tag erklärte pepe uns auch noch einiges:

an vielen der im canyon wachsenden kakteen wächst eine laus, die weiß ist. pepe sammelte etwas auf seiner hand und zerdrückte sie, so dass man das rote blut sehen konnte. es ist cochenilla, ein farbstoff, mit dem man klamotten einfärben und lippenstift herstellen kann. die wenigen familien, die im canyon wohnen, sammeln die läuse und verkaufen sie anschließend.

außerdem die aloe vera. diese wächst dort wild. pepe riss ein blatt der pflanze ab und jeder sollte einen finger in den gelben saft tippen. der geruch erinnert an eine sehr salzige hühnersuppe. dann wieß pepe uns an alle gleichzeitig den finger in den mund zu stecken. sofort hörte man nur noch "bäh's" und spuckende menschen. der saft ist sehr konzentriert, schmeckt bitter und gleichzeitig wie die eben erwähnte salzige hühnersuppe. die einheimischen essen den saft jedoch so, weil er gut für die verdauung ist. pepe jedenfalls hatte seinen spaß und lachte ziemlich laut, als wir versuchten den geschmack wieder aus dem mund zu bekommen. als hautkosmetik kann man die aloe vera natürlich auch verwenden, dazu muss man sie jedoch eine stunde lang in wasser stellen.

das ende der etappe an diesem tag war eine oase im canyon. im gegensatz zum rest der tour ein sehr saftig grünes fleckchen, das komplett für die touristen mit pools und hütten übersäht ist.

 

am mittwoch war der letzte tag unserer tour. um 5:30 ging es schon los für die, die keine maultiere hatten. man hatte am tag davor nämlich die möglichkeit gehabt, sich eines zu reservieren, denn die etappe bestand nur darin von der oase zum gipfel zu laufen. der höhenunterschied betrug 1200 meter und wir hatten nur eine begrenzte zeit zur verfügung, da der bus pünktlich von cavanaconda abfuhr.

ich entschied mich jedoch gegen das maultier und nur dafür, das gepäck hoch tragen zu lassen. zusammen mit chris, koen und ali wanderte ich also noch vor sonnenaufgang los. pepe hatte uns vorher erklärt, dass man 3 stunden bräuchte wenn man schnell wäre und 4 bis 5, wenn man langsamer lief.

die etappe war schon etwas hart. 2 tage wandern waren meine studentenbeine nicht gewöhnt und pausen musste ich dann doch häufiger einlegen. vor allem die stufen raubten mir viel energie, wohingegen bloßes bergaufgehen nicht sehr schwer war. ich wagte gar nicht zu fragen wie viel wir schon gewandert waren als koen sagte: "wir haben nicht mal die hälfte." oh nein, dachte ich. das schaffe ich doch nie und nimmer. trotzdem raffte ich mich auf und sprach mir mut zu: du schaffst das, kein problem! 

umso verwunderter war ich, als wir nach einer knappen viertel stunden auf dem gipfen angekommen waren. koen hatte mich angelogen! er wollte mir energie geben, damit ich das letzte stück schaffte! :D als ich dann auf die uhr sah war ich umso erstaunter, weil wir nicht einmal 2,5 stunden gebraucht hatten. da war ich wirklich stolz auf mich und alle anderen!

zum frühstück ging es dann nach cabanaconde, in eine kneipe, die jamaikanisch angehaucht war. danch fuhren wir nach chivay zu den heißen quellen und badeten eine stunde im warmen thermalwasser bevor wir dann zum mittagessen in ein peruanischen restaurant gingen um dort buffet zu essen.

leider mussten wir uns aber beeilen, weil wir ja noch die kondore sehen wollten. um 11 kamen wir mit unserem bus am cruz del condor an. leider zu spät, den letzten kondor sahen wir gerade noch über den berg hinwegfliegen....

etwas enttäuscht waren wir schon, aber das wichtigste war für mich nicht die aussicht auf raubvögel in 5 meter entfernung, sondern eine erlebnisreiche wanderung mit sympathischen leuten. und das habe ich auf jeden fall gehabt!

um 7 sind wir dann wieder in arequipa angekommen. eigentlich stände nun hier, dass wir müde ins bett gefallen sind. aber es war merles geburtstag, also feierten wir noch bis um 3 um danach schlafen zu gehen!

 

den donnerstag nutzten wir, um uns arequipa näher anzuschauen und souvenirs zu shoppen. die meisten von uns sind nun im besitz einer peruanischen alpaca-mütze mit den netten ohrenwärmern und den schnüren, die davon runterhängen (meine kann man auf der page ja nun seit neuestem bewundern).

 

freitag haben wir uns dann das kloster näher angeschaut, das in arequipas innenstadt steht. man kann dort die alten "gemächer", kochstellen und betsäle anschauen, die von den nonnen dort genutzt wurden. außerdem erfährt man etwas über die geschichte des klosters, von der stadtgründung von franzisco pizarro bis heute. es leben immer noch nonnen dort.

 

am samstag traten wir dann unsere heimreise an und sind wohlbehalten wieder in lima angekommen!

 

 

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